Schaf- und Ziegenhaltung

in Österreich im Überblick

Haltung von Schafen und Ziegen in Österreich

In Österreich werden ca. 20 verschiedene Schafrassen und etwa 15 Ziegenrassen gezüchtet. In Summe eine große Rassenvielfalt, die sowohl Fleischrassen als auch Milchrassen umfasst. Dieses breite Spektrum an Schaf- und Ziegenrassen trägt wesentlich zur Erhaltung der genetischen Vielfalt bei.


Die Kriterien für die Haltung von Schafen und Ziegen im AMA-Gütesiegel sind in den Richtlinien „Haltung von Schafen und Ziegen“ festgelegt. Die darin festgelegten Anforderungen gehen über die gesetzlichen Anforderungen hinaus und sind Grundlage für die Milch- und Fleischproduktion.

Schafhaltung: Bedeutung und Merkmale

Folgende Parameter müssen eingehalten werden, um den Tieren zu einem möglichst artgerechten Leben zu verhelfen:

Platz und Bewegung

Schafe sind Weidetiere. Sie werden vorwiegend im Freien gehalten. Schafe können auch auf jenen Weiden gehalten werden, auf denen andere Nutztiere nicht mehr genug Futter finden.

Sozialverhalten

Schafe sind typische Herdentiere. Daher sind sie in Gruppen zu halten.

Schutz vor widrigen Wetterbedingungen

Schafe und Ziegen haben Anspruch auf überdachte Bereiche oder Stallungen. Sie bieten Schutz vor starkem Regen, Wind, Hitze oder Kälte.

Gesundheitsvorsorge

Die Grundlage für einen gesunden Tierbestand ist eine sorgfältige Tierbeobachtung durch die Landwirtin bzw. den Landwirt mit dem Ziel, Erkrankungen frühzeitig zu erkennen. Wenn es dennoch zu Erkrankungen kommt, ist eine entsprechende Behandlung notwendig. Dafür muss eine Tierärztin bzw. ein Tierarzt hinzugezogen werden. Nur sie dürfen eine geeignete Therapie verordnen und Medikamente verschreiben.


Vor allem gegen mögliche Verwurmungen sind in regelmäßigen Abständen Behandlungen durchzuführen. Denn gerade bei Tieren, die auf der Weide gehalten werden, sind Parasiten ein Dauerthema.


Generell ist eine regelmäßige Beobachtung der Tiere und eine tierärztliche Versorgung wichtig, um die Gesundheit der Schafe zu erhalten.

Schon gewusst, ...

... dass in Österreich ca. 23 verschiedene Schafrassen und etwa 15 Ziegenrassen gezüchtet werden?


Diese Rassenvielfalt umfasst sowohl Fleischrassen als auch Milchrassen. Dieses breite Spektrum an Schaf- und Ziegenrassen trägt wesentlich zur Erhaltung der genetischen Vielfalt bei.

Schafhaltung in Österreich: ökologisch und naturnah

Die Schafhaltung in Österreich hat insbesondere als Nebenerwerb Bedeutung. Insgesamt gibt es hier knapp 16.200 Schafbetriebe mit einem Gesamtbestand von rund 400.000 Schafen (Quelle: Grüner Bericht, 2023).


Diese vergleichsweise geringe Anzahl von Tieren und die kleinen, traditionell bäuerlichen Strukturen ermöglichen eine ökologisch nachhaltige und naturnahe Haltung. In Österreich ist die alpenländische Schafhaltung weit verbreitet. Das heißt, die Tiere grasen im Sommer auf Weiden und Almen. Während der Wintermonate und in der Endmastphase sind sie in Ställen untergebracht. Ein kleiner Teil der Schafe und Lämmer weidet auf Koppelweiden.


Alle Tierhaltungsvorgaben sind in der AMA-Gütesiegel-Richtlinie „Haltung von Schafen und Ziegen“ geregelt. Die freiwilligen Zusatzmodule „Regionale Herkunft“, „Aus gentechnikfreier Fütterung”, „Qplus Schaf und Ziege“, „Qplus Lamm und Kitz“ und „Bergerzeugnis“ verpflichten zu zusätzlichen Maßnahmen, die der Gesundheit und dem Wohl der Tiere förderlich sind.

Schafhaltung im Sommer: Weidehaltung

Während der Vegetationsperiode ist die Weidehaltung die natürlichste Form der Schafhaltung. Je nach Klima leben die Tiere einige Monate oder das ganze Jahr im Freien. Auf der Weide können sich die Tiere frei bewegen und nach Belieben fressen und trinken. Sie benötigen in dieser Zeit kein zusätzliches Futter.

Es werden verschiedene Formen der Weidehaltung unterschieden:

Standweide

Den Tieren steht während der gesamten Vegetationsperiode eine Weidefläche zur Verfügung. Diese Haltungsform hat den Vorteil, dass sie wenig arbeitsintensiv und kostengünstig ist. Nachteile der Standweide sind, dass die Weide großflächig mit Kot verunreinigt wird und dadurch der Parasitendruck steigt. Außerdem erschweren die weidenden Tiere die Heuernte.

Koppelweide (Umtriebsweide)

Bei der Koppelweide bzw. Umtriebsweide steht den Tieren immer nur ein kleiner Teil der Weide zum Grasen zur Verfügung. Innerhalb einer Woche wechseln die Tiere zur nächsten Teilfläche. Diese Form der Weidehaltung ist sehr arbeitsintensiv, hat aber den Vorteil, dass der Parasitendruck reduziert wird.


Grundsätzlich muss eine Weide folgende Anforderungen erfüllen: 

  • Tiere müssen Zugang zu einer Tränke haben.
  • Der Boden im Bereich des Futterplatzes und der Tränke muss befestigt sein.
  • Eine überdachte, trockene und eingestreute Liegefläche mit Windschutz muss zur Verfügung stehen.

Schafhaltung im Stall

Die meisten Schafe verbringen den Winter in einem Laufstall, der mit Einstreu ausgestattet sein muss. Die meisten Laufstallungen sind „offen“, das heißt, sie sind so gestaltet, dass im Inneren nahezu gleiche Temperaturen herrschen wie außen (sog. Kaltstall), da die Tiere trockene und kalte Luft bevorzugen.


Zusätzlich müssen die Schafe an mindestens 90 Tagen im Jahr Zugang zum Außenbereich haben. Für die Lämmer ist ein Lämmerschlupf vorzusehen. Ein Stall bietet Schafen Schutz vor extremen Wetterbedingungen, Raubtieren und anderen Gefahren.

Eine ganzjährige Stallhaltung der Schafe ist ebenfalls möglich. Sie wird jedoch nur selten praktiziert.


Die Anbindehaltung von Schafen ist in Österreich gesetzlich untersagt. Auch die Haltung auf Vollspaltenböden oder Volllochböden ist verboten.

Die Einstellung macht das Verhalten

Ziegenhaltung: Bedeutung und Merkmale

Wie auch bei den Schafen müssen bei den Ziegen folgende Parameter eingehalten werden, um den Tieren zu einem möglichst artgerechten Leben zu verhelfen:

Platz und Bewegung

Ziegen sind Weidetiere. Sie brauchen ein strukturiertes Umfeld mit Möglichkeiten zum Springen und Klettern.

Sozialverhalten

Ziegen sind typische Herdentiere und in Gruppen zu halten.

Schutz vor widrigen Wetterbedingungen

Überdachte Bereiche oder Stallungen bieten Schutz vor starkem Regen, Wind, Hitze oder Kälte.

Gesundheitsvorsorge

Eine regelmäßige tierärztliche Versorgung ist wichtig, um die Gesundheit der Ziegen zu erhalten. Auch die Vorbeugung vor Parasiten und Krankheiten ist ein Teil möglichst artgerechter Tierhaltung.

Transport und Schlachtung

Transportwege sind möglichst kurz zu halten. Die Schlachtung muss möglichst stressfrei erfolgen.

Schon gewusst, ...

... dass mehr als die Hälfte der Ziegen in Österreich biologisch gehalten werden und es bei den Schafen rund 28 Prozent sind?


Dabei gelten andere Vorschriften als für die konventionelle Haltung, wie etwa ein erhöhtes Platzangebot im Stall und im Auslauf sowie die Fütterung mit biologisch zertifizierten Futtermitteln.

Ziegenhaltung in Österreich

Je nach ihrem Nutzen werden Ziegen zur Milcherzeugung und zur Fleischproduktion gehalten. Häufig werden sie auch als Mischform von beidem gehalten, wobei landesweit Milchrassen gegenüber Fleischrassen deutlich überwiegen.


In Österreich gibt es knapp 10.300 Ziegenbetriebe mit einem Bestand von rund 99.000 Ziegen (Quelle: Grüner Bericht, 2023). Obwohl Ziegen ebenso wie Schafe zur Gruppe der Weidetiere gehören, zeigen sie eine geringere Widerstandsfähigkeit gegenüber niedrigen Temperaturen. Die Tiere werden häufig in der Landschaftspflege eingesetzt, da sie der Verbuschung von Weiden vorbeugen. 


Ähnlich wie bei Schafen wird auch bei Ziegen zwischen den zwei Haltungssystemen − Stallhaltung und Weidehaltung − unterschieden, wobei die Tiere meist nur zur Winterzeit in einem Stall untergebracht werden. 


Sämtliche Richtlinien zur Tierhaltung sind in der AMA-Gütesiegel-Richtlinie „Haltung von Schafen und Ziegen" festgelegt. Die freiwilligen Erweiterungsmodule wie „Regionale Herkunft", „Aus gentechnikfreier Fütterung", „Qplus Schaf und Ziege", „Qplus Lamm und Kitz" sowie „Bergerzeugnis" verlangen zusätzliche Maßnahmen, die das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere unterstützen sollen.

Freiland- und Weidehaltung

Ziegen sind selektive Fresser und ernähren sich von Gräsern, Kräutern, Zweigen und Blättern. Sie fressen vorzugsweise junges, eiweiß- und zuckerreiches Grünfutter. In der Ziegenhaltung ist der Parasitenbefall eine Herausforderung, dieser kann aber mit gutem Weidemanagement gering gehalten werden.

In der Ziegenhaltung gibt es, wie auch in der Schafhaltung, verschiedene Systeme der Weidehaltung:

Standweide

  • Eine Fläche für die gesamte Vegetationsdauer.
  • Ziegen fressen selektiv.
  • Die wenig schmackhaften Pflanzen bleiben stehen und setzen sich langfristig durch.
  • Die Qualität der Weide als Futterfläche wird dadurch gemindert.

Portionsweide oder Umtriebsweide

  • Muss einen guten Mix aus zarten Pflanzen, Laub und Gehölz aufweisen.
  • Führt zu besserer Milchleistung als die Haltung auf der Standweide.
  • Bei Bedarf muss Mineral- und Raufutter zugefüttert werden.

Weidehaltung mit Alpung

Die Tiere leben im Sommer auf den Almen, im Frühjahr und Herbst auf den Heimweiden und im Winter im Stall.


Grundsätzlich muss eine Weide folgende Anforderungen erfüllen: 


  • Tiere müssen Zugang zu einer Tränke haben.
  • Der Boden im Bereich des Futterplatzes und der Tränke muss befestigt sein.
  • Eine überdachte, trockene und eingestreute Liegefläche mit Windschutz muss zur Verfügung stehen.

Brauchen Ziegen einen Stall?

Unsere heutigen Ziegen stammen von der Bezoarziege ab, die in warmen Gebieten beheimatet war. Deshalb sind die Hausziegen nicht so kälteresistent wie zum Beispiel Schafe. Ein Stall bietet Ziegen Schutz vor extremen Wetterbedingungen, Raubtieren und anderen Gefahren.

Ein Stall muss folgende Voraussetzungen erfüllen:

  • Die Liegeflächen müssen ausreichend eingestreut sein.
  • Die nicht eingestreuten Bodenflächen (Fressplatz, Auslaufflächen) müssen rutschsicher sein.
  • Die Tiere müssen ungehindert Zugang zum Futter und zu Trinkwasser haben.
  • Ein Kitzschlupf mit separatem Fressplatz für die Kitze muss vorhanden sein.


In der Ziegenhaltung können verschiedene Stallsysteme zum Einsatz kommen:


  • Warmstall
  • Stallhaltung mit Auslauf
  • Außenklimastall
  • Offenfrontstall

Was ist dabei zu beachten?

Verboten sind gemäß Tierhaltungsverordnung:


  • Die Haltung in Buchten mit durchgehend perforierten Böden
  • Anbindehaltung
  • Haltung von Kitzen und Jungziegen in Einzelbuchten

Biologische vs. konventionelle Schaf- und Ziegenhaltung

Mehr als die Hälfte der Ziegen in Österreich werden biologisch gehalten. Bei den Schafen sind es rund 28 Prozent. Für Bio gelten andere Vorschriften als für die konventionelle Haltung, etwa ein erhöhtes Platzangebot im Stall und beim Auslauf sowie die Fütterung mit biologisch zertifizierten Futtermitteln.

Häufig gestellte Fragen zur Schaf- und Ziegenhaltung

Schafe werden im Sommer auf Weiden und/oder Almen gehalten, den Winter verbringen sie in Laufställen.

Eine bedürfnisgerechte Schaf- und Ziegenhaltung bedeutet, den Bedürfnissen der Tiere wie Bewegungsfreiheit, Sozialkontakte, Nahrungsaufnahme etc. möglichst gerecht zu werden.

Ziegen werden entweder in Stallhaltung und Weidehaltung gehalten.

Alle Tiere müssen in dem Land geboren und aufgezogen worden sein, in dem sich der Betrieb befindet. Bei einem österreichischen Betrieb müssen alle Tiere in Österreich geboren und aufgezogen worden sein. Der Zukauf von Zuchttieren aus anderen Herkunftsländern ist zulässig, allerdings dürfen sie dann nicht als AMA-Gütesiegel-Tiere vermarktet werden.

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